Update zur Fachstelle Psychische Gesundheit - September 2020
Ausbau des Psychotherapeut(inn)en-Netzwerks nach erfolgreichem Start der Fachstelle
Im Dezember 2019 hat der ZüPP über die an der Universität Zürich neu gegründete Fachstelle Psychische Gesundheit berichtet. Ende 2019 konnte die Fachstelle mit Unterstützung des Nationalen Forschungsprogramms 74 „Gesundheitsversorgung“ im Rahmen des CoLiPri Projekts ihre Arbeit als Modelleinrichtung aufnehmen. Ziel der Fachstelle ist es, den Zugang zu evidenzbasierter Behandlung für Menschen mit Depressionen und Angsterkrankungen in der Hausarztpraxis zu verbessern. Seit etwa einem halben Jahr unterstützt der ZüPP die Fachstelle als Netzwerkpartner. Einige Psychotherapeut(inn)en aus der Region Zürich sind unserem damaligen Aufruf gefolgt und sind mittlerweile selbst Netzwerkpartner(innen) der Fachstelle geworden. Nach einer erfolgreichen Anfangsphase ist es daher Zeit für ein Update.
Zum Hintergrund der Fachstelle Psychische Gesundheit
In der Schweiz stellt die Hausarztpraxis die zentrale Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Beschwerden und Erkrankungen dar. Diese Situation wird sich infolge der gesetzlichen Neuerungen zum Anordnungsmodell womöglich noch verstärken. An dieser wichtigen Schlüsselstelle setzt die Fachstelle mit ihrem Unterstützungsangebot an.
Die Fachstelle richtet sich an Hausarztpraxen und bietet Leistungen zur Diagnostik, Indikationsstellung und Aufgleisung psychosozialer, psychotherapeutischer oder/und psychiatrischer Behandlungen an, die von Hausärzt(inn)en nach dem Baukastenprinzip flankierend angefordert werden können. Das Team der Fachstelle Psychische Gesundheit setzt sich aus eidgenössisch anerkannten Psychotherapeut(inn)en und Psychiater(inne)n zusammen. Sie ist dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Psychotherapieforschung des Psychologischen Instituts der Universität Zürich angegliedert und befindet sich in den Räumlichkeiten der Praxisstelle Psychotherapie an der Attenhoferstrasse 9 in Zürich.
Die Fachstelle hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Behandlungssettings besser zu vernetzen und Barrieren beim Zugang zu evidenzbasierter Behandlung zu verringern. Hausarztpraxen sollen durch die Auslagerung spezifischer und anspruchsvoller Aufgaben entlastet werden. Die Einführung der Modelleinrichtung wird durch ein wissenschaftliches Forschungsprojekt – das CoLiPri Projekt – begleitet, in dem der Nutzen der Fachstelle aus verschiedenen Perspektiven evaluiert wird. Weitere Informationen rund um die Fachstelle und das CoLiPri Projekt: www.colipri.uzh.ch
Trotz Covid-19 erfolgreicher Start der Fachstelle
Der Bedarf nach psychosozialer Unterstützung ist gross und in Zeiten der Pandemie noch gewachsen. Nach Eröffnung der Fachstelle Psychische Gesundheit Ende 2019 und Start des Patient(inn)eneinschlusses im CoLiPri Projekt Anfang 2020 liegt eine turbulente Zeit hinter uns. Eine wachsende Zahl teilnehmender Hausarztpraxen überweist kontinuierlich Patient(inn)en an die Fachstelle, wobei der Arbeitsauftrag häufig darin besteht, mit Patient(inn)en aktuelle Belastungssituationen oder auch schon länger andauernde Beschwerden zu besprechen, Informationen über mögliche Behandlungsoptionen zu vermitteln und Möglichkeiten einer passenden psychotherapeutischen Behandlung im Rahmen der Regelversorgung zu sondieren – und wenn möglich zeitnah aufzugleisen.
Auch in der kritischen Phase der Covid-19 Pandemie konnte die Fachstelle ihre Arbeit weiterführen, indem auf expliziten Wunsch vermehrt Telefon- oder Videokonsultationen angeboten wurden. Vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen und der Expertise an der Fachstelle bei der therapeutischen Verwendung von Kommunikationsmedien soll dieser Service für Personen mit besonderem Risiko oder Schutzbedarf aufrechterhalten werden.
Gerade in Zeiten des «Lockdowns», sozialer Distanz bis hin zur Isolation, sowie wachsender existenzieller Ängste und Sorgen hat sich das Angebot einer kurzfristig verfügbaren und niedrigschwelligen professionellen Unterstützung an der Fachstelle bewährt. Aufgrund der wachsenden Nachfrage möchten wir unser Behandler(innen)netzwerk nochmals vergrössern.
Die Fachstelle Psychische Gesundheit und der ZüPP laden interessierte Psychotherapeut(inn)en zur Zusammenarbeit ein
Wir laden daher Psychotherapeut(innen) zur Kooperation als potenzielle Nachbehandler(innen) im Netzwerk ein. Wir möchten das Behandler(innen)netz rund um die Fachstelle weiter ausbauen, um Patient(innen) eine individuell passende psychotherapeutische Behandlung zu vermitteln. Patient(inn)en, für welche nach den maximal vier Gesprächen an der Fachstelle eine Indikation für eine Psychotherapie besteht, werden vorzugsweise an die Netzwerkpartner(innen) vermittelt. Als Netzwerkpartner(in) können Sie jeweils angeben, ob Sie aktuell Kapazitäten für die Übernahme von Patient(inn)en der Fachstelle bereitstellen möchten. Da der Studieneinschluss und alle weiteren Prozeduren zur Evaluation der Fachstelle über die Hausarztpraxen und das Team der Universität Zürich laufen, brauchen teilnehmende Psychotherapeut(innen) keine zusätzlichen Studienprozeduren zu berücksichtigen.
Vom Angebot der Fachstelle sollen letztlich alle Beteiligten profitieren, das heisst Patient(inn)en, zuweisende Hausarztpraxen und Psychotherapeut(inn)en, durch
- die vorherige Abklärung und Indikationsstellung,
- die Information der Patient(inn)en sowie Klärung von deren Motivationslagen und Präferenzen und damit eine verbesserte Vorbereitung auf eine Psychotherapie,
- verbesserten Informationsaustausch zwischen Psychotherapeut(in) und Hausarztpraxen und gegebenenfalls Psychiater(inne)n,
- optional: interprofessioneller Austausch im Rahmen von Netzwerktreffen,
- Last but not least: Mitwirken an einem neuen Versorgungsangebot, das eine der wichtigen Schnittstellen im Schweizer Gesundheitswesen im Bereich Mental Health adressiert.
Wenn Sie als Netzwerkpartner(in) und als potenzielle Weiterbehandler(in) für Patient(inn)en mitwirken möchten, können Sie sich bei uns melden. Voraussetzung ist die eidgenössische Anerkennung als Psychotherapeut(in).
Haben Sie noch Fragen? Oder möchten Sie sich direkt als Netzwerkpartner(in) melden? Dann wenden Sie sich gerne direkt an die Fachstelle Psychische Gesundheit:
Dr. phil. Marie Drüge; Dr. phil. Tanja Roth: colipri@psychologie.uzh.ch, Tel.: +41 44 635 73 22
Autor(inn)en und CoLiPri Projektteam:
Prof. Dr. Birgit Watzke, Dr. phil. Markus Wolf, MSc Mariia Merzhvynska; Psychologisches Institut, Lehrstuhl für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Psychotherapieforschung, Universität Zürich.