ZÜPP

ZüPP-Fortbildung - Dezember 2020

Männliche und weibliche Sexualstörungen - Ein Blick in den Alltag einer Sexualtherapeutin

Aufgrund der weiterhin anhaltenden Corona-Pandemie fand am 10. November 2020 zum ersten Mal eine ZüPP Fortbildung online über Zoom statt.

Dania Schiftan, eidg. anerkannte Psychotherapeutin, Buchautorin und Sexualtherapeutin widmete sich dem Thema der männlichen und weiblichen Sexualstörungen. Dabei beschränkte sich die Referentin jedoch nicht auf einen Überblick über die häufigsten Sexualstörungen nach ICD-10, sondern bot in ihrem Referat vor allem einen Einblick in ihren Alltag als Sexualtherapeutin.

Sie zeigte den über 100 interessierten Zuhörer(inne)n auf, wie sie in ihrem beruflichen Alltag mit der Thematik umgehen und Patient(inn)en mit den entsprechenden Störungen therapeutisch beraten können. Dabei sei es laut Dania Schiftan vor allem wichtig, dass sich Therapeut(inn)en von der Ansicht lösen, dass es sich bei der Sexualität um ein Tabuthema handle, welches bei Patient(inn)en zu Unbehagen führe, wenn dieses angesprochen werde. Die Referentin sieht Therapeut(inn)en vielmehr in der Pflicht, Sexualität im Gespräch genauso zu thematisieren wie das Schlaf- und Essverhalten. Meist seien die Betroffenen dankbar dafür, über ihre Probleme berichten zu können. Dania Schiftan betonte, dass diese offene Gesprächsführung häufig als sehr erleichternd wahrgenommen werde und sich Therapeut(inn)en bewusst sein sollten, dass sie jederzeit auch an spezialisierte Fachpersonen weiterverweisen könnten, wenn sie sich bei einem geschilderten Problem nicht kompetent fühlen sollten.

Doch was macht Sexualstörungen eigentlich aus? Laut Dania Schiftan berichten Patient(inn)en häufig über zahlreiche externe Störfaktoren. Es sei jedoch nicht zielführend, sich in der Therapie auf diese zu konzentrieren. Vielmehr sollte der Fokus auf die betroffene Person selbst gelegt werden. Wichtig sei es, diese zu mehr Stabilität und Selbstbewusstsein führen zu können. Die Referentin zeichnet in diesem Zusammenhang das Bild eines Baumes, welcher vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist und diesen in angemessener Weise trotzen kann. Vielen Personen, egal ob Therapeut(in) oder Patient(in), sei nicht bewusst, dass es sich bei der Sexualität um einen automatisierten Lernprozess handle, welcher bereits sehr früh in der Entwicklung einsetze. Dieses Bewusstsein spiele eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung und Auslebung der eigenen Sexualität. Mit dem Einüben von alternativen Stimulationen könne das früher Gelernte auch beeinflusst und das eigene Erleben verändert werden.

Dania Schiftans Appell, der Thematik gegenüber Offenheit zu zeigen, spiegelte sich in der anschliessenden Diskussion wieder, welche von ZüPP-Vorstandmitglied Mirjam Kessler moderiert wurde. So beantwortete die Referentin zahlreiche vertiefende Fragen zu ihrem Vortrag sowie ihrer therapeutischen Arbeit. Dania Schiftan gestaltete den Abend, trotz Distanz, zu einer sehr interessanten und lehrreichen Fortbildung. Dies zeigte sich auch daran, dass fast alle Teilnehmenden bis zum Schluss dabeiblieben.