ZÜPP

ZüPP-Fortbildung - September 2021

Institutionsbesuch in der Suchtfachklinik Zürich

Nach mehrfacher Verschiebung aufgrund von Corona konnte der Institutionsbesuch des ZüPP in der Suchtfachklinik Zürich am 7. September 2021 endlich stattfinden. Diese wurde im Herbst 2019 am Fuss des Käferbergs in der bisherigen Schule für Berufe im Gesundheitswesen eröffnet und integriert die bisherige "Suchtbehandlung Frankental". Die neue Suchtfachklinik verfügt nun über ein erweitertes Behandlungsangebot und ist als spezialisierte Einrichtung des Stadtärztlichen Dienstes ein Listenspital des Kantons Zürich im Bereich Psychiatrie. 

Wir wurden von der Klinikleiterin Nicole Schmid herzlich empfangen, die uns über die Angebote der Klinik und aktuellen Behandlungskonzepte informierte. Nicole Schmid war 15 Jahre lang die Leiterin des Bereichs "Therapie & Integration" der Suchtbehandlung Frankental und übernahm Mitte 2020 die Klinikleitung. Sie startete ihre Ausführungen mit einem Rückblick auf die Drogenprobleme der Stadt Zürich in den 80er-Jahren, die den Ausschlag gaben, dass in der Stadt Zürich früh mit dem Pilotprojekt "Drogenstation Bombach" ein Angebot für den Drogenentzug geschaffen wurde. Die "Suchtbehandlung Frankental" in Höngg wurde kurz danach die Anlaufstelle für Suchtkranke. Mit der neuen Suchtfachklinik wurde nun gemäss Schmid "das kleinste Spital im Kanton Zürich" geschaffen, in dem sich rund 60 Mitarbeitende um die rund 200 Patien(inn)en pro Jahr kümmern. Rund ein Drittel der Patient(inn)en stammen aus einer verordneten stationären Massnahme gemäss StGB für Suchtbetroffene, wo ein Gefängnisaufenthalt zugunsten einer Behandlung aufgeschoben wurde.

In der Suchtfachklinik werden Entzugsprogramme, Entwöhnungsprogramme und ambulante Behandlungen angeboten. Gemäss Nicole Schmid ist es sehr wichtig, dass die Behandlung den individuellen Bedürfnissen der Patien(inn)en angepasst wird. So wird mit dem "Recovery-Modell" gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin der Behandlungsplan festgelegt, wobei ein Ganztagesprogramm zusammengestellt wird, das neben therapeutischen Behandlungen auch Arbeitstraining und Sozialberatung beinhaltet. Im Unterschied zu einer Psychiatrie müssen auch Alltagsaufgaben übernommen werden wie Kochen oder Putzen. 

In der Behandlung von Suchtkranken steht gemäss Nicole Schmid heute viel stärker der psychotherapeutische Aspekt im Zentrum, denn die Sucht wird stärker als Krankheit behandelt. Zudem geht es häufig auch um die Behandlungen von Komorbiditäten wie zum Beispiel Schizophrenie oder andere Störungen. Das führe dazu, dass sich Patient(inn)en ernster genommen fühlen und Instrumente zur Suchtsteuerung erhalten. Achtsamkeit, aber auch Alltagsbewältigung seien dabei sehr wichtig. Deshalb ist die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Klinik sowie Massnahmen zur beruflichen Integration zentral.

Die lebendigen und aufschlussreichen Ausführungen von Nicole Schmid sowie die Beiträge der Teilnehmenden von der eigenen Berufspraxis führten dazu, dass die Zeit ausserordentlich schnell verging. Eine Führung durch die Räumlichkeiten war coronabedingt leider nicht möglich. Wer sich dafür interessiert, darf sich jederzeit bei Nicole Schmid melden.

Aufruf für Psychotherapeut(inn)en

Die Suchtfachklinik sucht immer wieder Psychotherapeut(inn)en, welche die Möglichkeit haben, die psychotherapeutische Behandlung von einzelnen Patient(inn)en nach ihrem Aufenthalt in der Suchtfachklinik zu übernehmen. Interessierte können sich direkt bei Nicole Schmid melden.