ZÜPP

ZüPP-Jubiläum - Oktober 2021

30-jähriges Jubiläum des ZüPP: «Umgang mit Ängsten in Pandemiezeiten»

Am 9. Oktober 2021 freute sich der ZüPP über ein volles Haus: Mit rund 120 Teilnehmenden feierten wir den 30-jährigen Bestand unseres Verbandes im Zürcher Kosmos mit einem spannenden Film, anschliessender Podiumsdiskussion und einem Apéro, der zum Verweilen einlud.

30 Jahre Jubiläum am 9.10.2021

Das Kosmos öffnete am 9. Oktober 2021 um 15:00 Uhr die Tore für die Teilnehmenden des ZüPP-Jubiläumsanlasses, um den 30. Geburtstag des ZüPP zu feiern. Nach der kurzen Begrüssung durch Gianandrea Pallich vom ZüPP-Vorstand würdigten die Co-Präsidentinnen Tiziana Perini und Bettina Schindler die Geschichte des ZüPP und entschuldigten den ehemaligen Vorstandspräsidenten André Widmer, der aus privaten Gründen leider verhindert war. 

Mit «The Scent of Fear» begann dann das offizielle Programm und das Thema des Nachmittags war klar: Angst. Mirjam von Arx ist die Schweizer Regisseurin des Dokumentarfilms und gewann mit dem Film den 7. Migros-Kulturprozent CH-Dokfilm-Wettbewerb und wurde für den Prix de Soleure 2021 nominiert. Mit eindrücklichen Bildern, echten Emotionen und konkreten Beispielen zeigte sie, wie Menschen der Angst begegnen oder ausweichen, sie wahrnehmen oder bekämpfen, mit ihr verhandeln oder sie überwinden. Ihre Reise führte von Militärbunkern in den USA bis zu einer einsamen Expedition in der Arktis, in Forschungslabors und zu Therapien.

«Was ist denn eigentlich der Geruch von Angst? Desinfektionsmittel natürlich!» Mit dieser Anekdote startete Sara Dippel, Journalistin, Moderatorin und Dozentin, ihre Moderation der anschliessenden Podiumsdiskussion zum Thema «Umgang mit Ängsten in Pandemiezeiten». Die Gäste der Diskussion waren Regisseurin Mirjam von Arx, Marcel Schär, Fachpsychologe für Psychotherapie und Leiter des Zentrums für klinische Psychologie & Psychotherapie an der ZHAW, Anastassiya Korf, Standortleiterin der Beratungsdienstleistungen bei der Pro Juventute, und Yvik Adler, Fachpsychologin für Psychotherapie und Co-Präsidentin der Föderation der Psychologinnen und Psychologen.

Mirjam von Arx gab zu Beginn ihre Motivation für den Film preis; so kam ihr die Idee nicht durch Pandemie, denn zu dieser Zeit war der Film bereits gedreht. Sie beschrieb ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis im Jahr 2015, nachdem sie zum zweiten Mal Mutter wurde und regelmässig von Terroranschlägen berichtet wurde.

Einen Anstieg von Ängsten konnten die drei anderen Gesprächspartner ebenfalls feststellen, besonders bei Kindern und Jugendlichen, die nach Marcel Schär am meisten unter der Pandemie litten; sie wären existenziellen Ängsten ausgeliefert gewesen und das sollte nicht so sein. Auch die Zahlen sprechen für sich: So seien nach Schär vor dem Lockdown 18-20% der Kinder und Jugendlichen auffällig gewesen, danach rund 30%. Und auch der Anstieg von Depressionen von 10% auf mehr als das Doppelte ist besorgniserregend. Auch Anastassiya Korf machte mit Zahlen den Ernst der Situation klar: Wo es früher zwei bis drei Anrufe von Jugendlichen mit Suizidgedanken pro Woche gab, stünden sie heute sieben Anrufen pro Tag gegenüber. Aber auch Ängste, Freunde zu verlieren und Probleme zu Hause plagen die junge Generation, die gemäss Yvik Adler häufig kurzfristig keinen Therapieplatz finden. Die bereits unzureichende Versorgung von Kindern und Jugendlichen hat sich mit der Pandemie nun noch verschärft. Dazu komme das allgemeine Problem, dass psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen häufig verkannt werden und der Pubertät oder anderen entwicklungsbedingten Faktoren zugeschrieben werden würden.

Mit dem Bestreben, auch aus dem Negativen etwas Gutes zu ziehen, erkundigte sich Sara Dippel nach möglichen Chancen, die wir der Pandemie zuschreiben können. Mirjam von Arx macht ihre Ansicht durch den Vergleich mit einer Situation im Film klar: Menschen, die sich in Holzsärge legen, um dem Tod näher zu kommen und somit zu realisieren, wo man steht, was man hat, und wer man ist. «Don’t turn shit into ice cream» war die Antwort von Marcel Schär, womit die Podiumsdiskussion mit einem nachdenklichen Schmunzeln beendet und das hungrige Publikum in den Apéro entlassen wurde.