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Vergangene Veranstaltungen - September 2021

Rückblick auf die VSKZ-Fortbildung zum Thema Verwöhnung im Juni 2021

Nach rund 15 Monaten coronabedingter Pause konnten wir am 10.06.21 in den grosszügigen Räumlichkeiten des Volkshauses die erste VSKZ-Veranstaltung mit den nötigen Schutzmassnahmen wieder in physischer Anwesenheit der Teilnehmenden durchführen. Der Arbeitsgruppe Fortbildung der VSKZ war es sehr wichtig, die Veranstaltung vor Ort durchzuführen, weil dadurch der Austausch unter den Teilnehmenden sowie mit dem Referenten spontaner stattfinden konnte, was bei Fortbildungen neben der Vermittlung von Sach- und Fachwissen genauso wichtig sein kann. Es freute uns, dass sich unter den rund 40 Teilnehmenden neben Schulpsychologen und Schulpsychologinnen vereinzelt auch Psychotherapeut(inn)en und ein Behördenmitglied der KESB befand.

Als Referenten konnten wir Prof. Dr. phil. Jürg Frick gewinnen, der über eine langjährige Berufserfahrung als Lehrperson auf verschiedenen Schulstufen und als Dozent an der pädagogischen Hochschule in Zürich verfügt. Seine Therapieausbildung erlangte er am Alfred Adler Institut in Zürich und war anschliessend in eigener Praxis psychotherapeutisch tätig. Neben Beratungsaufträgen und Kurstätigkeiten an Schulen sowie pädagogischen Hochschulen arbeitet er in der Weiterbildung für Eltern und Kitas und verfasste mehrere Bücher sowie Fachartikel. Eine lange Publikationsliste ist auf seiner Webpage zu finden (http://www.juergfrick.ch). 

Jürg Frick führte mit seiner ruhigen Art durch den Tag. Dem Referenten ist es anhand praktischer Beispiele und Comics, welche zum Schmunzeln anregten, gut gelungen, zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass Verwöhnung verschiedene Formen haben kann. Diese können unterschiedlich auftreten: als ängstlich-besorgt, materieller Art, als übermässige Bewunderung, keine Anstrengung vom Kind zu erwarten, unzureichende Steuerung oder als Mischformen. Gemäss Frick gelten beispielsweise das Binden der Schuhe eines Kindergartenkindes, das Loben für eine unsorgfältig erstellte Kribbelzeichnung oder das sofortige Einmischen bei Streitereien als Verwöhnung. Die Folgen der Verwöhnung und Überbehütung haben für die Betroffenen unerwünschte Folgen, wie erhöhte Probleme beim Schuleintritt, mehr Schulunlust, geringere Schul- und Leistungsmotivation, häufigeres Schulschwänzen, aber auch mehr psychische Schwierigkeiten wie Ängstlichkeit, Depressionen oder psychosomatische Beschwerden, welche von den Erziehenden wohl eher unbeabsichtigt produziert werden. 

Es wurde thematisiert, was anstatt Verwöhnen in der Erziehung berücksichtig werden müsste und Anregungen gegeben, wie in der Elternberatung Verwöhnung thematisiert werden könnte. Denn es ist zentral, dass wir als Fachpersonen Erziehende auf diese Fehlentwicklung hinweisen und gegebenenfalls auch unser eigenes Verhalten im Umgang mit Kindern reflektieren. Im Memorandum des Kindes an den Erzieher(inn)en heisst es: "Verwöhne mich nicht. Ich weiss sehr gut, dass ich nicht alles, was ich verlange, haben muss. Ich teste dich ja nur."